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PFARRKIRCHE MARIÄ HIMMELFAHRT
"Die Fließer MaaßKirche"

Patrozinium: Sonntag nach Mariä Geburt

Baugeschichte

Kichenbau

Altäre

weitere Ausstattung

Baugeschichte:
Lange Zeit sprach nur der Kirchturm für eine ältere Baugeschichte der um 1300 erstmals erwähnten Pfarrkirche. Umfangreiche Grabungen im Kircheninneren während der jüngsten Restaurierung 1991-93 deckten jetzt weit ältere Bauzeugen auf, die in der Unterkirche zu sehen sind. So lassen sich die ältesten Spuren in der Zeit der bajuwarischen Besiedelung um 530-620n.Chr. datieren. Wenn die geringen Reste eines Altarunterbaues und ein dünner Mörtelboden auch keine Schlüsse über die Raumgestaltung zulassen, so dürfte die Kirche zu dieser Zeit doch eine wichtige Rolle bei der Missionierung des Tiroler Oberlandes gespielt haben. Umbauten des 8.Jh. - eine Altarfüllung, eine Stufe und ein Stück des Bodens - sprechen für eine gewachsene Kulttätigkeit, die bis in das 12.Jh. andauert.
Der untere Bereich des bis heute als Glockengehäuse genutzten Turmquadrums stammt aus der zweiten Hälfte des 12.Jh. Die zum heutigen Bau merkwürdige Achsenveschiebung hängt mit einer genaueren Ausrichtung der nachfolgenden Kirchenschiffe nach Osten zusammen.
Sichere Ergebnisse über die Gestalt der Kirche hat man erst über den nach einem Brand um 1200 errichteten Neubau in Form eines schlichten Rechtecks mit gerade schließendem Chor. In der Folgezeit nach Westen verlängert sowie im beginnenden 14.Jh. eingewölbt - hierfür sprechen die erhaltenen frühgotischen Wandpfeilerreste-, sollte der relativ kleine Kirchenbau den Anforderungen des 15.Jh nicht mehr genügen.
Während der Chor mit dem laut einer Urkunde am 11. Juni 1443 geweihten Neubau identifiziert werden kann, entstand das Langhaus erst in der Folgezeit. Als der Brixener Weihbischof Konrad Reichard (1481-1513) am 3. Mai 1493 hier einen Seitenaltar >in honorem S. Crucis< weiht, ist der Neubau bereits vollendet. Der Langhausbau lässt sich in eine Reihe mit zeitgleichen Kirchenbauten in Landeck, Stanz und Kauns stellen, weshalb auch für Fließ der Leiter der 1460 von ihm begründeten Grins-Landecker Bauhütte, Hans Schedler, als Baumeister angenommen werden kann.
1574 wird eine Seitenaltarweihe zu ehren des hl. Wolfgang überliefert. Tiefgreifender ist jedoch die Veränderung des Innenraumes im ausgehenden 17.Jh. auf Anregung des Pfarrers Martin Patsch (1667-1709). Die beiden Fließer Baumeister Christian Knabl und Jacob Merk veränderten 1693-96 das Raumbild durch Stuckverkleidungen an den Gewölben und der Empore. 1698 erfolgte die Neuweihe durch Fürstbischof Johann Franz von Khuen (1687-1702). Der gotische Eindruck wurde trotz der barocken Einrichtung nicht völlig ausgelöscht, da das gotische Gewölbenetz durch den Stuck noch unterstrichen wurde.
Nach einer teilweisen Regotisierung 1901-02 und einer nur notdürftigen Instandsetzung des durch den Brand am 11. Oktober 1933 schwer geschädigten Kirchenbaues, zeigt sich jetzt die 1991-93 grundlegend restaurierte Kirche wieder in ihrem schönsten Gewand.

1. Der Kirchenbau / Außen:
Umgeben von den schönsten schmiedeisernen Grabkreuzen des Friedhofs - man beachte besonders das reich vergoldete Rokokograbkreuz an der Südwand, das an verstorbene Fließer Pfarrer erinnert (um 1760) - erhebt sich der weitgehend gotisch geprägte Außenbau der alten Pfarrkirche. Der an der Südseite zwischen Lagerhaus und Chor angefügte Glockenturm führt mit seinem sechsgeschossigem Turmkant und seiner Dekoration mit Rundbogenfriesen sowie dem Triforium der Schallarkaden zurück in die romanische Zeit. Während die erst jüngst rekonstruierte Farbfassung der Kanten und Friese den markanten Baukörper unterstreicht, verweist die weitere Ausschmückung auf spätere Zeiten.
Wohl in der Zeit um 1500 entstand das monumentale Christophorusfresko, das nach dem Brand 1933 von Franz Xaver Fuchs und nach der jüngsten Restaurierung des Kirchenbaues großflächig erneuert werden musste.
Die Sonnenuhr darüber entstand 1696, während die anschließende Uhr mit ihren gemalten Wappenschilden - schwarzer Königsadler und roter Tiroler Adler, österreichischer Bindenschild sowie ein Schild mit schrägen Balken in Blau und Gelb - 1547 eingefügt wurde. Die Wappen unter dem Dach weisen auf die Familie derer von Montani als wichtige Stifter des Kirchenbaues hin. Dieser Bereich mit seinen Maßwerkfenstern und der oktogonalen Turmspitze geht auf das 16.Jh. zurück, musste jedoch nach 1933 rekonstruiert werden.

2. Der Kirchenbau / Innen:
Das hohe Tonnengewölbe mit seinen Stichkappen bewirkt in dem relativ kleinen Innenraum (ca. 28x10m) optisch den Eindruck von Weite. Wandpfeiler mit Pilastervorlagen übernehmen an den weiß verputzten Wänden die Aufgabe von Strebepfeilern und gliedern gleichzeitig den Innenraum. Der grau gefasste Stuck des ausgehenden 17.Jh. bilden mit begleitenden Blatträndern die spätgotischen Netzformationen nach und formt an den Gewölbescheiteln, dem Chorbogen und der Emporenbrüstung flache Blumenvasen, Festons und andere ornamentale Muster.

3. Die Unterkirche und das Grab des Pfarrers Simon Maaß
In der Nähe des südwestlichen Emporenpfeilers führt der Weg hinab in die Vorgeschichte der Kirche. Die bei den Grabungen aufgedeckten Reste der Vorgängerbauten wurden, soweit wie möglich, sichtbar belassen und durch die moderne Betonverwendung nutzbar gemacht. Der so gewonnene Raum unter der heutigen Kirche dient den Gläubigen als Gedenkstätte für den einstigen Fließer Pfarrer Alois Simon Maaß (Strengen 6. Mai 1758 -18. Jänner 1846), der hier von 1805 an über vierzig Jahre als vorbildlicher Seelsorger und Beichtvater, aber auch als Arzt und Exorzist weit über die Gemeinde hinaus bekannt, hat man der aufopfernden Liebe des im Rufe der Heiligkeit verstorbenen >Alten Pfarrers< zu seinen Gläubigen bald 150 Jahre nach seinem Tode ein ein treues Gedächtnis bewahrt.
Ein moderner Lebensbrunnen aus Bronze und Glas in abstrahierten Formen und mit einem an der Tränke nippenden Vogel, von Engelbert Gitterle (geb. 1931) aus Urgen gestaltet, plätschert am Kopfende der alten Grabplatte, die von der vorherigen Ruhestätte vor dem Maria-Hilf-Altar hierher versetzt wurde. Gedenktafeln an der Wand erinnern neben Maaß auch an zwei aus der Pfarre gebürtige Geistliche: Otto Neururer (Piller 1882-1940 KZ Buchenwald), der Pfarrer von Götzens war und für seinen Glauben im Konzentrationslager zu Tode gefoltert wurde, sowie Franz Flür (Piller 1906-1945 nahe Sapong), der als Priester und Missionar in Nord-Borneo durch Japanische Soldaten ums Leben kam.

1. Der Hochaltar in der Maaß-Kirche
Kostbar und reich vergoldet schließt der prächtige, 1696/98 geschaffene Hochaltar den Chor ab. Über der Mensa und dem Tabernakel (1882 neu gesetzt) führt der Blick hinauf zu den großformatigen Bild der Himmelfahrt Mariens. 1709 wurde es von dem Pustertaler Maler Matthias Gassser (Dietenheim 1680-1746 Innsbruck) signiert und 1809 durch Johann Zangerl aus Vendels renoviert. Das Leinwandbild diente lange als Altarblattin der neuen Pfarrkirche, wurde jedoch um 1902 ersetzt und bald vergessen. Das Schicksal des in erbärmlichen Zustand aufgefundenen Gemäldes schien besiegelt, als man sich zu einer Wiederherstellung entschloss. Nach siebenjähriger Restaurierung ist es 1995 an seinen angestammten Platz zurückgekehrt und stellt für die alte Pfarrkirche eine wahre Bereicherung dar.
Zu seiten des mit drei Säulenpaaren bereicherten Altaraufbaues sieht man zwei bewegte Figurengruppen. Links ein Schutzengelgruppe (1.Hälfte des 18.Jh.), vielleicht von Andreas Kölle (1680-1755 Vendels), und rechts der hl. Magnus mit dem Drachen, ein gelungenes und stark bewegtes Werk des bedeutenden Tiroler Bildhauers Jakob Auer (Haimingerberg / Höpperg 1645-1706 Grins). Die hl. Ursula und Barbara mit Kelch, seitlich neben dem Aufsatz aufgestellt, stehen, ihrem reichen Faltenspiel nach zu schließen, in der Nachfolge des Stamser Stiftsbildhauers Andreas Thamasch (See/Paznaun 1639-1697 Stams), der nachweislich auch in Fließ tätig war.
Weiters dürfen auch die Statuetten der hl. Rochus und Isidor in den Muschelnischen unter dem vorgestellten Säulenpaar nicht übersehen werden.
Das 1862 in den Hochaltar eingesetzte Altarblatt der Kreuzigung Christi, im Nazarenerstil von dem später nach Amerika emigrierten Fließer Maler Joseph Pfandler geschaffen, dient heute nur noch im Wechsel mit dem älteren Altarblatt der Andacht in der Passionszeit.

2. Die Seitenaltäre in der Maaß-Kirche:
Die beiden grün marmorierten und üppig vergoldeten Seitenaltäre entstanden nur kurz nach dem Hochaltar, wie die Datierung 1701 am oberen Auszugrand verrät. Doppelte und gedrehte Säulenpaare umrahmen jeweils das Hauptbild, das mit einem kleinen Auszugsbild und seitlichen Engelsfiguren ausgestattet ist. Der linke Altar enthält eine Kopie des Innsbrucker Maria-Hilf-Bildes. Da Pfarrer Maaß das Bild besonders verehrte, fügte er um 1840 einen neuen Rahmen hinzu. Im Auszug sieht man die Auferstehung Christi und über der Mensa in der Pedella eine Grablegung Christi, beide wohl von dem in Zams tätigen Maler Johann Georg Zircher (Landeck um 1664/67-nach 1712).
Auch die Bilder des gegenüberliegenden Altares stammen aus der Hand Zirchers. Vor der Muttergottes mit dem Kind ist kniend der hl. Antonius von Padua dargestellt, begleitet von der Heiligen Familie im Auszug und der Anbetung der Heiligen Drei Könige in der Pedella.

Weitere Ausstattung in der Maaß-Kirche:
Der sparsam dekorierte Korb der Kanzel mit Marmorierung und Vergoldung besitzt zwischen seinen Putti Schriftkartuschen. Der mit freien Rocailleformen eingefasste Schalldeckel wird von zwei großen Engeln bekrönt (2. Hälfte 18.Jh.)
Eine spätgotische Kostbarkeit stellt der heute im Chor aufgestellte Taufstein dar, der 1523 datiert ist. Der achteckige Aufbeu in Form eines kantigen Kelches ist an den Seiten mit fünf Wappen verziert, die sich verschiedenen Adlesgeschlechtern zuweisen lassen: Schrofenstein (Steinbock, vgl Wappen am Christophorusfresko), Trautson (Hahn auf einem Dreiberg), Schenk von Schenkenstein (Hirschstange), Rot (rote Rose auf Dreihügel) und Herrn von Ifan (Gold-Roter Schild). das Monogramm WO lässt sich bislang keinem Künstler zuordnen, wenn der Stein auch in der Nachfolge des Landecker Taufsteines steht (Ein Steinmetzzeichen deutet auf dem Bildhauer Hans Mark).

Der Taufstein wird von einem hölzernen bemalten Deckel der Rokokozeit bekrönt, der die Figur des auf eine Schlange tretenden Christuskindes mit Kreuz und Weltkugel trägt. Beachtenswert ist dabei die Abbildung des Sündenfalls auf dem Rund der Kugel.
Im Chor an der Südwand findet der Besucher einen alten Beichtstuhl, dazu ein Kruzifix in neuer Fassung und über der Sakristeitür das Epitaph des Caspar Fischer und seiner Familie von 1665, das eine Kreuztragung Christi zeigt. Das Wandbild gegenüber von 1902 - eine Arbeit von Thomas Köhle, dem wir in der Barbarakirche wieder begegnen werden - zeigt den hl. Karl Borromäus, der den Pestkranken die Kommunion austeilt. An der Südwand des Langhauses hängt ein großformatiges barockes Bild des hl. Josef mit dem Christuskind auf einer Weltkugel in den Wolken, von Engeln umringt. Die schönen Kreuzwegstationen in ihren barocken Rahmen wurden erst 1850 eingesetzt. Eine Pietà unter der Empore und der hl. Antonius von Padua mit dem Jesuskind stammen beide aus dem 19.Jh.
Die heutige Kirchenorgel in ihrem neubarocken dreiteiligen Schauprospekt wurde 1911 durch den Orgelbauer Josef Schreieck aus Stanzach geschaffen und 1949 überarbeitet. Die vorhandenen Glocken entstanden nach dem Verlust der alten Glocken in den beiden Weltkriegen 1948 durch den Glockengießer Johann Grassmayr in Innsbruck.